Wir können den Besichtigungstermin zwar verzögern, ihm aber nicht endgültig ausweichen. Unsere Strategie: Den Makler machen lassen (wir wissen, dass er keine Ahnung hat. Haben die Nachbarn erzählt, und bei uns war er auch noch nie.
Die Bilder, die er von unserer Wohnung ins Netz gestellt hat, sind aus einer anderen Wohnung). Wir reden nur, wenn wir gefragt werden und dann über die Defizite der Wohnung (ja, trotz Traumwohnung, die gibt es) und dass der Preis viel zu hoch ist (ach wenn er im Netz um 30.000 Euro reduziert wurde).
Und dann, an einem dunklen Novembermontagnachmittag, mit zehn Minuten Verspätung, klingelt es – und herauf kommt eine junge Familie: Vater, Mutter und drei kleine Kinder. Wir hatten die Namen bereits vorher bekommen (wir lassen ja keine Fremden in die Wohnung), haben recherchiert und geschluckt: Junge Menschen, die eine feste Stelle bei der EU in Brüssel haben. Sie Anfang 30, er Anfang 40. Und leider ziemlich nett. Wären sie nicht unsere „Wohnungsfeinde“, würde ich sie gerne kennenlernen und mögen. Nach 20 Minuten waren sie durch, wir hatten unsere Sätze aufgesagt, den Makler erwartungsgemäß auflaufen lassen.
Zwei Wochen haben wir diskutiert, überlegt, uns die Haare gerauft und in selbige gekriegt: Sollen wir kaufen, sollen wir nicht? Haben wir das Geld (nein)? Können wir es uns leihen (wahrscheinlich?), wollen wir uns für den Rest unseres Lebens dermaßen verschulden (nicht wirklich). Wollen wir uns bei den Eigentümerversammlungen mit 20 anderen Eigentümern streiten (und einige kennen wir). Auch nicht.
Aber Tochter und Schwiegersohn würden so gerne hier wohnen, haben aber erst recht kein Geld (Ihr wisst schon, Freiberufler, die irgendwas mit Medien machen). Aber es wäre ideal für eine Familie mit Kind.
Und während wir noch überlegen, auch über die angebotene Abfindung, kommt die Nachricht, dass die Wohnung verkauft ist. Aus die Maus, und die beißt da auch jetzt keinen Faden mehr ab.
Natürlich haben wir die Möglichkeit, unser Vorkaufsrecht zu nutzen und den Kaufvertrag zu übernehmen. Doch leider hat es beim Lottospielen nicht geklappt, auch will uns erstaunlicherweise niemand eine halbe Mio leihen. Wie wir es auch drehen und wenden, wir können uns diese Wohnung nicht leisten. Und so werden wir traurig und etwas besorgt absagen.