Berlin-Mitte. Hackescher Markt. Durch die Einfahrt geht es am Anne-Frank-Zentrum vorbei, an bunten Graffiti, dem Museum der Blindenwerkstatt und skurrilen Skulpturen. Versteckt im zweiten Hinterhof des Hauses Schwarzenberg, ist das Kino Central zuhause.

central021996 wurde das Programmkino mit zwei Sälen gegründet und passt mit seiner filmischen Vielfalt hervorragend in das künstlerische Umfeld. Die Berliner Kunstgruppe Dead Chickens hatte das Haus ein Jahr zuvor ins Leben gerufen. Heute gehört auch die „Galerie Neurotitan“ und die Bar „Eschschloraque Rümpschrümp“ zu den festen Bestandteilen des Kunstobjekts.

Das Kino

central10Obwohl es mitten im Touristenzentrum liegt, ist das Kino Central weder schick noch geleckt. Das macht seinen besonderen Charme aus, ebenso wie der Alien, der die Besucher im Foyer durch Nichtachtung grüßt.

Es ist ein sonniger Aprilmontagnachmittag, an dem der Cineast meines Lebens und ich uns Young Adult angucken wollen.

Wir haben das Kino fast für uns, nur ein weiterer Besucher hat den Weg hierher gefunden.

Wir kommen auf den letzten Drücker, schnell noch ein Wasser, ein Bier und ein Rollo. „Eis haben wir leider nicht im Programm“.

central11Rund 80 Plätze hat das Central, die Sitze haben nach hinten geneigte Lehnen und bieten Platz auch für lange Beine. Richtig bequem wäre noch ein Getränkehalter. Der Sound stimmt, die Lautstärke auch.

Kino Central. Rosenthaler Str. 39, Berlin-Mitte. Tel.: 030/28599973. www.kino-central.de

ÖPNV: U8: Weinmeisterstraße, S-Bahnhof: Hackescher Markt, Tram: 2, 3, 4, 5, 15, 53
Preise: 6,50 €, ermäßigt 6 €, Kinotag: Di + Mi, 5,50 €, Kinderkino: 4 €

Der Film

central01„Alle werden älter, aber nicht alle werden erwachsen.“ Und Mavis gehört definitiv nicht dazu. Ihr geht es nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut. Sie hat einen Job als Autorin für Jugendbücher, Young Adults eben, aber die Serie soll eingestellt werden.

Früher war sie eins der beliebtesten Mädchen der Highschool, heute, mit 37, ist sie geschieden und trinkt zu viel. Sie hat eine Wohnung und einen Hund, aber zuhause fühlt sie sich nicht. Mavis ist die Einzige aus der Clique, die aus der heimatlichen Kleinstadt Mercury nach Minnesota gezogen ist, aber das macht sie auch nicht glücklich. Und dann schickt Buddy, ihre alte Liebe, auch noch eine Mail, dass er Vater geworden ist.

Mavis will Buddy zurückhaben. Sie ist davon überzeug, dass er als Ehemann und Vater unglücklich ist. Dass er aus der Spießigkeit fliehen will, dass er mit ihr das Leben leben will, von dem sie früher immer geträumt haben.

Zu dumm, dass Buddy das alles ganz anders sieht. Er liebt seine Frau, die in keinster Weise ein Hausmütterchen ist, er liebt seine Tochter, seine Arbeit, sein Leben in der Stadt.

Mavis setzt alles daran, ihn zurückzuerobern, macht sich dabei lächerlich und unbeliebt, verletzt sich und andere, bevor sie Mercury den Rücken kehrt.

Der Eindruck

Wer in der Oberstufe mal so richtig verliebt war, könnte Mavis verstehen. Den heißen Typen aus dem Abijahrgang wieder sehen, mit der alten Liebe heftigst auf dem Klassentreffen flirten? Was wäre, wenn man sich damals nicht getrennt hätte? Wenn man noch mal die Gelegenheit hätte?

Aber wer will denn wirklich einen wie Buddy zurückhaben? Einen, der sich mit dem zufrieden gibt, was er haben kann und nicht das sucht, was er haben will. Mavis ist ja genauso. Sie will auch lieber das, was sie mal hatte als das, was sie vielleicht haben könnte. Lieber irgendeinen Kumpel als allein sein?

Der Film ist keine Hollwood-Schmonzette mit Happy-End. Doch wie im richtigen Leben, kann auch Mavis zum Schluss kurz mal ihre Perspektive wechseln. Als Zuschauerin könnte man meinen, dass sie was begriffen hat und etwas ändern wird.

Darsteller/innen: Charlize Theron, Patrick Wilson, Patton Oswalt, Elizabeth Reaser u.a.
Drehbuch: Diablo Cody
Regie: Jason Reitman
Schnitt: Dana E. Glauberman
Kamera: Eric Steelberg
USA 2011, englische Originalfassung mit Untertiteln,  94 Minuten