Die Faszination ist immer noch grausam-verständich. Am Anfang eine Mischung aus Robin Hood, Besserwisserei und jugendlichem Engagement. Wir, die wir in den 70ern langsam aus der Pubertät erwachten, von Dutschke und Nazivätern gehört und von Anti-AKW-, Friedensbewegung und Emanzipation begeistert waren, wollten die Welt verändern. Weg mit Obrigkeitsstat und Bonzentum. Ein brennendes Kaufhaus war weniger schlimm als geschlagene und missbrauchte Kinder. Welche Wege gab es, den Wirtschaftswunderbürger aufzurütteln.

Heute wissen wir, dass baader ein aufgeblasenes, größenwahnsinniges und machistisches Arschloch war; Ensslin, so klar in ihrer Analyse, so blind in ihrer Umsetzung, so hörig dem Obermacker. Meinhof, zerrissen zwischen den Welten. Das Private ist eben doch politisch – das Unterbewusstsein kennt weder Parteien- noch Klassenzugehörigkeit.

Die Strukturen haben sich nicht unbedingt geändert.

Der Film ist bewegend, aufrüttelnd, beängstigend – und beide Seiten machen keine wirklich gute Figur. Ich kann keine eindeutige Position beziehen, auch wenn ich mir ganz klar darüber bin, dass Gewalt gegen menschen keine Lösung für irgendwas ist.

[D. Martina Gedeck, Johanna Wokalek, Moritz Bleibtreu. D 2008]