Meine zweite Begegnung mit der Agentur für Arbeit. Draußen lockt strahlender Sonnenschein, im Amt fröstelts mich. „Sie können gleich hochgehen“, meint die Frau am Empfang ohne mich eines weiteren Blicks zu würdigen. Ja gerne, aber in welches Oben? Zwei Aufgänge, vier Stockwerke: Wer möchte mich sehen? Mir meinen Antrag abnehmen und mir, der Arbeitslosen in spe sagen, wo es lang geht?
„WATT WOLLENSE DENN?“ „meinen Arbeitslosenantrag abgeben“ „VIERTA STOCK PLATZ 4!“
Ich laufe durch lange kafkaesk anmutende Gänge, bis ich bei Platz 4 ankomme. „Ihre Steuerkarte hätten Sie mitbringen sollen, und Sie haben keine Kopie gemacht!“
Weil ich dem Aufhebungsvertrag meines künftigen Ex-Arbeitgebers zugestimmt habe, sitze ich jetzt hier und muss Stellung nehmen. Warum, wieso, weshalb und wieso eigentlich? Wahrscheinlich um zu beweisen, dass ich mir keine Leistungen erschleichen will.
Während Frau H. zum Kopierer hinauseilt, lasse ich die Atmosphäre ihres Büros auf mich wirken. Wenn das meine Alternative wäre, würde ich angestellt sein wollen? Für viertel vor 9 in der Früh hat sie es ganz schön warm hier drinnen. Aber mit Blick ins Grüne und ganz ruhig. Auf dem Schreibtisch tummeln sich Bilder von Tochter und Mann und zwei Delfinen. Ein kleines Porzellannilpferd steht neben den unverwüstlichen Grünpflanzen auf der Fensterbank, der Raum selbst ist spartanisch-eckig möbliert.
Dass sie mir sagt – so wie es auf dem Infozettel steht -, wie viel und wie lange ich Alg I bekäme, wenn ich es bekäme, darauf muss ich sie erst hinweisen. Aber die frohe Botschaft, dass ich Arbeitslosengeld bekomme, verkündigt sie auf sofort. Glück gehabt. Muss ich doch nicht mit ihr tauschen.